ORTHOPÄDISCHES KONZEPT FÜR RÜCKENLEIDEN

EIN GANZHEITLICHES ORTHOPÄDISCHES KONZEPT
von Dr. med. Matthias Hofmann, Schwandorf
Hier stelle ich Kernpunkte meiner orthopädischen Denk- und Arbeitsweise vor, die sich in fast 25-jähriger konservativer Tätigkeit und nach zahlreichen komplementären Weiterbildungen als zielführend herauskristallisiert haben (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Berücksichtigung der interventionellen / operativen Medizin).
- Wie bei jeder ärztlichen Diagnostik gilt hier im Besonderen die große Wichtigkeit von Anamnese und klinischem Befund. In der Regel lassen die spontanen Angaben und gezielt erfragten Details im Patientengespräch den erfahrenen Therapeuten schon ahnen, was vorliegt. Gerade am Bewegungsapparat kommt man durch die ausführliche Untersuchung mit Augen und Händen der endgültigen Diagnose schon sehr nahe.
- Ein erster ganzheitlicher Aspekt liegt hierbei darin, nicht nur den schmerzenden Abschnitt der Wirbelsäule alleine zu betrachten, sondern den gesamten Bewegungsapparat einzubeziehen. Insbesondere die Gelenke des Kopfes und des Beckens sowie ihre Übergänge zur Wirbelsäule, die Statik der Beine und Füße und das gesamte Muskel- und Fasziensystem sind wichtig.
- Erst dann kann man festlegen, ob und welche bildgebenden Untersuchungen (Sonografie, statische Messungen, Röntgen, CT, MRT) notwendig sind. Die Strahlenbelastung bei Röntgen und CT kann durch strenge Indikationsstellung so niedrig wie nötig gehalten werden. Gleichzeitig gilt aber auch: Es darf nichts Wichtiges übersehen werden.
- Die Behandlung akuter Rückenbeschwerden stellt oft die etwas leichtere Aufgabe dar – einmal abgesehen von schwerwiegenden Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen mit Nervendruckerscheinungen. Aber der häufigste Auslöser akuter Schmerzen an der Wirbelsäule, die den Patienten in die Praxis führen, sind definitiv Funktionsstörungen. Damit meinen wir in erster Linie sogenannte Blockaden an unserem Achsenorgan, weiterhin oft rein muskuläre Schmerzauslöser. Nicht selten finden wir solche Ursachen auch hinter monatelang bestehenden Schmerzen trotz umfangreicher Vorbehandlung. Gerade bei der Erkennung und Behandlung dieser Befunde hilft die AK (Applied Kinesiology, jetzt in Österreich auch FMD = funktionelle Myodiagnostik genannt) dem manualmedizinisch tätigen Therapeuten.
- Die Ansprüche steigen bei häufig wiederkehrenden oder dauerhaften Beschwerden. Hier kann oft der Blick über den Tellerrand, also das muskulo-skeletale System, hinaus auf andere Organ- und Funktionssysteme unseres Körpers weiterhelfen. In loser Aufzählung stehen im Folgenden häufig zu findende Auslöser für chronische Probleme am Bewegungsapparat:
- Mit am wichtigsten erscheint das Zahn- und Kiefergelenksystem mit Fehlstellungen und störenden Herden
- Immer sollte dann auch der Darm auf Dysbiosen, oft ausgelöst durch (allergische) Nahrungsmittelunverträglichkeiten, betrachtet werden.
- Störfeld- und Herdsuche gehören dazu.
- Schadstoffbelastungen (Amalgam usw.) oder andere Stoffwechselbelastungen wie Übersäuerung können sich auf das Weichteil- und Skeletsystem auswirken.
- Eher orthopädisch ist dann wieder die Betrachtung der allgemeinen Statik.
- Und nicht zuletzt liegen die Ursachen oft im psycho-sozialen Bereich. Die Eruierung seelischer Konflikte als Basis psychosomatischer Beschwerden ist eine schwierige, aber oft lohnende Aufgabe.
- Hier ist auch der Platz für Netzwerke; auch der ganzheitlich orientierte Orthopäde wird auf die Hilfe anderer medizinischer Fächer zurückgreifen. Doch auch die erste Erkennung solcher Hintergründe hilft dem chronisch Leidenden schon weiter.
- Viele Patienten müssen dann nach Beseitigung der akuten Beschwerden – oder bereits präventiv bei Erkennung entsprechender Insuffizienzen – einem gezielten krankengymnastischen oder sportlichen Training zugeführt werden.
Mit all diesen Gedanken und Erfahrungen ist das ganzheitliche Modell entstanden mit dem täglichen Anspruch, sich zwischen vorbeugend, akut und chronisch zu bewegen und dabei aus einem Repertoire von klassischer Orthopädie und komplementärer Medizin schöpfen zu können. Die fließenden Übergänge machen die therapeutische Arbeit oft spannend im Bestreben, unseren Patienten zu helfen.
Nutzbringend sind die gleichen Ansätze aber auch in der Betreuung der aktiven Sportler, sei es im Hobby- oder Leistungsbereich, mit dem Ziel beschwerdefreier Ausübung des Sports oder der Ausschöpfung der optimalen Leistungsfähigkeit.